Weihnachts- und Neujahrsbotschaft
Landrat Steve Kanitz
Liebe Bürgerinnen und Bürger im Altmarkkreis Salzwedel,
hinter uns allen liegt ein turbulentes Jahr mit teilweise sehr einschneidenden Ereignissen. Allen ist wohl am ehesten der rasante Anstieg der Inflation in Erinnerung geblieben, der uns allen viel abverlangt hat. Bei jedem Einkauf war zu spüren, wie sich die Preise nach oben entwickelt haben.
Für den Altmarkkreis gingen mit dieser Entwicklung ebenfalls die Ausgaben nach oben. Insbesondere im sozialen Bereich und im Jugendamt haben wir es mit deutlichen Steigerungen zu tun. Das liegt auch nur zum Teil an der Inflation. Die Leistungserbringer mussten ihre Kosten auch wegen gestiegener Aufwendungen für Personal nach oben anpassen. Der soziale Bereich ist weiterhin von steigenden Bedarfen gekennzeichnet. Menschen bei uns brauchen aus unterschiedlichen Gründen mehr Hilfe und diese muss ihnen gewährt werden. Dafür steht der Altmarkkreis bei einigen Leistungen in der sogenannten Garantenstellung. Es wird auch immer schwieriger, das dafür benötigte Personal zu finden.
Und was für die Leistungserbringer gilt, ist natürlich auch für den Altmarkkreis Salzwedel und sein Personal gültig. Wir sind von den Tarifabschlüssen ebenso betroffen. Das hat sich 2023 schon etwas ausgewirkt, wird für 2024 aber eine große Herausforderung. Fast 6 Millionen Euro wird der Altmarkkreis zusätzlich für sein Personal aufwenden müssen, um damit alle Aufgaben für die Bürgerinnen und Bürger zu erledigen und seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Ein sehr ambivalentes Thema der letzten Monate ist die stark angestiegene Migration, von der auch wir in der westlichen Altmark betroffen sind. Aber „betroffen“ ist vielleicht auch nicht das richtige Wort. Es steht wohl außer Frage, dass wir den Geflüchteten aus der Ukraine helfen und sie bei uns mit einem freundlichen Gesicht aufnehmen. Zugegeben: Der Staat war mit seiner zurückgebildeten Infrastruktur auf das Ausmaß an Zuwanderung nicht vorbereitet. Damit stehen wir in Europa auch nicht allein da. Es nutzt aber niemandem, wenn wir hier die Schuld zuweisen. Damit sind die Probleme noch nicht gelöst – auch wenn das gern von Populisten vorgegaukelt wird. Für eine ländliche Region bietet Zuwanderung aber auch eine Chance. Auf den beiden Einbürgerungsfeiern, die wir in diesem Jahr durchgeführt haben, konnte ich Menschen aus vielen anderen Ländern kennenlernen, die alle wirtschaftlich selbständig und nicht auf Transferleistungen des Staates angewiesen sind – bis hin zum Arzt reichte das Spektrum der beruflichen Integration. Sie sind auch wegen der Mithilfe vieler engagierter Menschen aus der Bürgerschaft gut integriert, ihre Kinder besuchen die Schule mit zum Teil besten Noten und haben interessante Vorstellungen von ihrer Zukunft hier. Genauso haben wir aber auch mit den Folgen der Migration zu kämpfen, die von Menschen mit geringer oder gar keiner Bleibeperspektive ausgeht. Hier haben wir Unterkünfte zur Verfügung gestellt und die Versorgung und Betreuung ermöglicht. Das hat unser Personal und unserer Ressourcen oft sehr beansprucht. Lösen können wir hier im Altmarkkreis die Probleme vor Ort, die eher als Symptome zu bezeichnen sind. An den Ursachen muss politisch auf Bundesebene gearbeitet werden.
Nach mehreren trockenen Jahren erlebten wir 2023 wieder mehr Niederschläge – zum Teil zu viel in zu kurzer Zeit. Das Entnahmeverbot für Grund- und Oberflächenwasser hat ebenfalls dazu beigetragen, dass die Grundwasserspiegel an den Messstellen spürbar angestiegen sind. Vom normalen Niveau sind diese aber noch ein ganzes Stück entfernt. Der Arendsee als ein wahrnehmbarer Anzeiger des Wasserhaushaltes konnte zum Vorjahr wieder um 24 cm zulegen. An den Flüssen, vor allem der Dumme, mussten sogar Hochwasserwarnstufen ausgerufen werden. Für die Landwirte war das dennoch kein Segen – auch wenn sie in der Summe mit den Niederschlagsmengen besser umgehen konnten als wenn es ein weiteres so trockenes Jahr gegeben hätte wie die drei Vorjahre.
Ich möchte mich bei den Mitgliedern des Kreistages des Altmarkkreises Salzwedel für die konstruktive Zusammenarbeit im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger bedanken. Abseits von politischen Auseinandersetzungen auf Bundes- und Landesebene haben sie immer das Wohl des Kreises und der Menschen in der Westaltmark im Blick. Das hat es uns ermöglicht, auch in schwierigem Fahrwasser voran zu kommen und den Kreis weiterzuentwickeln. Dieser Dank geht ebenfalls an die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung, die sich ebenfalls in oft schwierigen Lagen für die Bürgerinnen und Bürger einsetzen, deren Anliegen bearbeiten und ihnen Unterstützung zukommen lassen. Als Verwaltung sind wir auch auf die Rückmeldung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen um die Dienstleistungen bürgernah und einfach zu erbringen. Potenziale, die von ihnen gesehen werden, zu erkennen und umzusetzen wird eine der Zukunftsaufgaben bei uns sein.
2024 steht vor der Tür. Der Altmarkkreis wird im Sommer 30 Jahre alt und das werden wir angemessen feiern. Zudem stehen bei uns Kommunalwahlen am 09.06.2024 zusammen mit der Europawahl an. Wir wählen also neue Räte als Vertretungen in den Kommunen und einen neuen Kreistag. Bei aller politischen Unsicherheit im Bund sollten wir dabei daran denken, dass Wahlen auf der Kommunalebene die Entscheidungen und Prozesse vor Ort beeinflussen. Weder ändern Kommunalgremien Gesetze, noch setzen sie diese außer Kraft. Bei uns geht es um praktische Einflussnahme auf Entscheidungen vor Ort.
Ich wünsche allen Menschen hier bei uns im Altmarkkreis besinnliche Festtage. Nutze Sie bitte die Zeit mit Menschen, die Ihnen lieb und nahe sind. Lassen Sie vielleicht mal eine Nachrichtensendung aus und genießen Sie das Hier und Jetzt. Schauen Sie vielleicht mal bei jemandem vorbei, den Sie schon lange nicht mehr besucht haben und plaudern Sie über gemeinsame Erinnerungen oder Interessen. Sie werden sehen: Gemeinschaft tut gut und Gesellschaft lebt von Gemeinschaft. Und das ist mein Aufruf an alle für 2024. Mehr Gemeinsinn für uns alle statt Verdrossenheit. Das zeichnete uns Altmärker immer aus. Entdecken wir es gemeinsam wieder.
Frohe Weihnachten und kommen Sie gut in das neue Jahr 2024.
Herzlichst
Ihr Landrat Steve Kanitz
>> Hier die Weihnachts- und Neujahrsbotschaft in PDF.