Befall mit Ektoparasiten und bakterielle Infektion | Entsorgung der Fische beginnt
Altmarkkreis Salzwedel, 28.08.2024: Die Kreisverwaltung wurde am Vormittag des 20. August 2024 über das Auftreten von toten Fischen am Arendsee informiert. Im Rahmen einer Vor-Ort-Kontrolle wurden Fische eingesammelt und diese zur Untersuchung an das Labor des Landesamtes für Verbraucherschutz gebracht.
Die pathologische Untersuchung ergab einen hochgradigen Befall mit Ektoparasiten und einer bakteriellen Allgemeininfektion.
Es wurden keine Erreger einer anzeigepflichtigen Tierseuche nachgewiesen.
Hohe Wassertemperaturen und gestresste oder immungeschwächte Tiere können den massiven Befall begünstigen. Es sind keine weiteren Fischarten betroffen und auch nur juvenile Maränen, so dass die hohen Wassertemperaturen in Verbindung mit einem temporären Sauerstoffmangel zu dieser Stresssituation geführt haben und somit zu diesem massiven Befall und dem daraus resultierendem Versterben geführt haben können.
Klimawandel und Wetterbedingungen beeinflussen die Situation nur marginal. Eine Abkühlung der oberen Wasserschichten könnte dazu beitragen, dass die Maränen nicht mehr in Stress geraten und versuchen, nach unten auszuweichen
Mit Beendigung der Sommerstagnation sollte das Fischsterben endgültig aufhören.
Eine Gesundheitsgefahr für den Menschen kann somit zunächst ausgeschlossen werden.
Die Fische werden kontinuierlich durch den Fischer, Herrn Kagel, und mit Unterstützung der Stadt Arendsee und der Anrainer abgesammelt. Für die Entsorgung der toten Fische im und am Arendsee ist der dortige Fischereiausübungsberechtigte verantwortlich.
Die Entsorgung der aufgenommenen Fische erfolgt dann über ein Entsorgungsunternehmen, welches bereits beauftragt wurde Container zur Verfügung zu stellen. Diese sollten zeitnah am Arendsee eintreffen, so dass die weitere Entsorgung zügig vollzogen werden kann.
Besonderheiten des Arendsees
Der Arendsee ist mit über 50 m Tiefe der tiefste natürliche See Sachsen-Anhalts und einer der größten Tiefseen Norddeutschlands. Tiefseen haben die Eigenschaft, Schichtungen auszubilden. So kommt es im Sommer zur sogenannten Sommerstagnation, die sehr stabil ist.
Dabei entstehen im Sommer im See drei thermische Schichten: Deckschicht (Epilimnion), Sprungschicht (Metalimnion) und Tiefenschicht (Hypolimnion).
In jeder Schicht herrscht eine andere Temperatur, d.h., das Wasser hat in jeder Schicht eine andere Dichte und auch andere Sauerstoffverhältnisse.
Deckschicht und Tiefenschicht verhalten sich in der wärmeren Jahreszeit ähnlich wie selbstständige Gewässerteile. Während dieser Stagnationsperiode verbleibt der Sauerstoffeintrag auf die Deckschicht beschränkt. Auf Grund biologischer Abbauprozesse kommt es in der Sprungschicht zur Sauerstoffzehrung. Diese Sauerstoffzehrung kann - und in diesem Jahr war das auch der Fall - bis auf "0" gehen.
Auf dem Arendsee befindet sich seit 2010 eine Messstation des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin. Deren Ergebnisse, die mit Genehmigung des Instituts hier verwendet werden dürfen, zeigen diese Schichtung deutlich.
In diesem Jahr begann die Herausbildung einer sauerstofffreien Zone in einer Tiefe von ca. 10 m im Juni. Dort ist gleichzeitig die Sprungschicht zwischen der Wasser-Temperatur von unter und über 10 ° C. Im oberen Teil finden bei höheren Temperaturen mehr und schneller Abbauvorgänge von Biomasse statt. Damit kommt es zum Verbrauch des Sauerstoffs im Gewässer.
Unterhalb dieser Schicht ist in einer Tiefe von ca. 12 m wieder Sauerstoff vorhanden.
Im Herbst/Winter erfolgt eine Durchmischung der Schichten.
Hier ein Beispiel der letzten Woche zum Vergleich:
Quelle: Messstation des IGB Berlin - mit frdl. Empfehlung - https://emon.igb-berlin.de/arendsee.html
>> Hier die Pressemitteilung in PDF.