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Erinnerungen an Jahrsau

Heute wurde im Zuge des Abbaus der Kirche aus Klein Chüden zur Umsetzung in das Freilichtmuseum Diesdorf die an der Kirche befindliche Glocke abgenommen. Die Glocke hat eine besondere Geschichte - sie stammte aus Jahrsau, einem Ort der von 1952 bis 1961 entsiedelt und 1970 vollständig geschleift wurde.

Salzwedel, 07.11.2019: Die Kirche wurde 1793 in regionaltypischer Fachwerkbauweise errichtet und ist ein aussagekräftiges Beispiel der altmärkischen Sakrallandschaft mit ihren über 500 Dorfkirchen. Bisher stellt dieser Bereich der regionalen Baukultur ein Desiderat im Freilichtmuseum dar. Die Kirche – in den Quellen als „Kapelle“ bezeichnet – wurde vermutlich als Ersatz für die stark baufällige spätmittelalterliche Ortskirche errichtet, die erstmals 1388 belegt ist. Ein Turm ist nicht vorhanden und die Kirchenglocke war außen am Ostgiebel angebracht. Es handelt sich dabei um die 1488 gegossene Glocke des Nachbarortes Jahrsau, der wegen seiner unmittelbaren Grenznähe 1952-61 entsiedelt und 1970 vollständig geschleift wurde. Dadurch wurde die Kirche von Klein Chüden auch zu einem Mahnmal der deutschen Teilung.

Da die Kirche nicht mehr zu Gottesdiensten genutzt werden konnte, wurde sie am 24. März 2019 entwidmet. Der Kirchenkreis Salzwedel hat das Gebäude zur Umsetzung an den Altmarkkreis Salzwedel unentgeltlich übertragen. Die Umsetzung der Fachwerkkirche wurde ermöglicht durch die Unterstützung mit ca. 178.000 Euro aus dem Förderprogramm „ländliche touristische Infrastruktur“ nach der Richtlinie zur Förderung der regionalen ländlichen Entwicklung des Landes Sachsen-Anhalt in der EU-Förderperiode 2014 bis 2020 (RELE 2014-2020). Die Baukosten belaufen sich insgesamt auf ca. 298.000 Euro.

Die Riegel, Balken und Schwellen des Fachwerkgebäudes wurden bereits systematisch nummeriert. Das Bodenpflaster wurde aufgenommen, die Fenster, Kirchenbänke und die historische Eichentür ausgebaut. Derzeit entnehmen die beauftragten Firmen sorgfältig die Ziegelausmauerung aus den Gefachen. Danach wird das Dach abgedeckt und anschließend die Fachwerkkonstruktion Stück für Stück auseinander genommen. Der Abbau soll in der 51. KW 2019 abgeschlossen sein.

Die Glocke aus Jahrsau wurde am 7. November in Anwesenheit des Landrates Michael Ziche, des Pastors Joachim Thurn und des Museumsleiters Dr. Jochen Alexander Hofmann abgenommen. Die geborgenen Baumaterialien werden ins Freilichtmuseum Diesdorf transportiert (45.-51. KW 2019), wo zu Beginn des Jahres 2020 der Wiederaufbau beginnen soll.

Durch die Umsetzung der Kirche aus Klein Chüden wird:
•  das Gebäude als Zeugnis der regionalen Baukultur bewahrt,
•  ihre Funktion als Mahnmal der deutschen Teilung erhalten,
•  das Bauensemble des Freilichtmuseums durch eine „Kirche im Dorf“ abgerundet,
•  das Museum durch ein Alleinstellungsmerkmal unter den nord-ostdeutschen Freilichtmuseen

Vorgesehen ist die Rekonstruktion der Kirche auf der Grundlage eines bauhistorischen Gutachtens und archivalischer Forschungen. Zudem soll eine Dauerausstellung die Themen ländliche Frömmigkeit und kirchliches Leben präsentieren. Auch die Nutzung zu Gottesdiensten und Andachten (u. a. zum traditionellen „Vergodendeel“ und zum Erntedanktag) soll wieder ermöglicht werden. Mit Bezug auf die Kirchenglocke soll zudem an das Schicksal des Ortes Jahrsau gemahnt und in geeigneter Weise an die innerdeutsche Grenze und ihre Opfer erinnert werden.
 


Bild_(c)_AMK: v. l. Nils Gnoth (Zimmerei), Museumsleiter Dr. Jochen Hofmann und Landrat Michael Ziche.

Bild_(c)_AMK: Die Glocke ist heute ein Mahnmal deutscher Geschichte - einst gehörte sie zur Ortschaft Jahrsau.
 


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