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Die geheime Welt eines ungeborenen Kindes

Lin Yang am Klavier im Künstler- und Stipendiatenhaus (C) AMKLin Yang über ihr Stipendiumsprojekt „Gravity Weightlessness“

Altmarkkreis Salzwedel, 11.10.2024:  Bereits im Mutterleib nimmt das noch ungeborene Kind Teil am Leben seiner Mutter. Es spürt die Umgebung, in die es hineingeboren werden wird. Dieses Wissen ist faszinierend, manchmal aber auch ein wenig bedrückend. Mit dieser Welt beschäftigte sich Lin Yang im Rahmen ihrer Musik bereits seit mehreren Jahren. Anstoß für diese Projekte war eine persönliche Erfahrung: „Nach der Geburt meiner Tochter wurde meine Musik zu einem Werkzeug. Mit ihrer Hilfe versuchte ich, mich der verborgenen Welt des Ungeborenen zu nähern und sie zu verstehen. Ich benutze die Musik also als Mittel, um diese verborgene Welt zu ergründen.“, so Lin Yang.

Sie fasziniert das geheime Leben des ungeborenen Kindes und der Art, wie es seine Gefühle auf subtile Weise mit der werdenden Mutter teilt. In all ihren jüngsten Projekten hat sie diese Verbindung zwischen dem Ungeborenen und der Außenwelt aus verschiedenen Blickwinkeln erforscht.

In Ihrem Stück „9:30 pm, Lullaby“ (2023) beschäftigt Sie sich damit, wie Kinder im Mutterleib Klänge, wie zum Beispiel sanfte Musik“, wahrnehmen, während sich das Stück „7:50 am, A Selective Memory (2022) auf die Erinnerungen und die Funktion des Gedächtnisses ungeborener Kinder konzentriert. Das Stück „12:20 am, Bittersweet“ (2023) wirft einen musikalischen Blick auf die Reaktionen ungeborener Kinder auf unterschiedliche Geschmacksrichtungen.
Bei all ihren Stücken ist ihre musikalische Sprache introspektiv und zurückhaltend, lässt viele Freiräume für eigene Interpretationen.

Während des Aufenthalts im Künstler- und Stipendiatenhaus in Salzwedel möchte sie nun die Chance nutzen, ein neues Stück mit dem Titel „Gravity Weightlessness“ für Ensemble mit derselben Grundidee zu komponieren. Den Fokus ihrer Arbeit legt Lin Yang diesmal jedoch auf die Sinneswahrnehmungen im Mutterleib, wie sich ein ungeborenes Kind in der Ruhe seines Gewichts im Leib der Mutter fühlt. Der Mutterleib ist ein besonderer Raum, der das Ungeborene fast schwerelos, vergleichbar mit einem Astronauten oder Taucher, schweben bzw. schwimmen lässt. Wenn die Mutter ihre Position ändert, stehend, sitzend, liegend, verändert sich auch das Gefühl des Ungeborenen. Die sich ständig transformierten Geräusche bringen dem Zuhörer wechselnde Energie. So eröffnet sich dem Zuhörer ein Raum, in dem er die Gewichtsgefühle des Ungeborenen musikalisch nachempfinden kann.

Lin Yang plant die in Salzwedel entstandene Komposition mit einem Ensemble aufzunehmen, welches das Stück dann gemeinsam uraufführt.

Lin Yang betonte, dass sie dem Land Sachsen-Anhalt, dem Landkreis und dem Verein zur Förderung des Künstler- und Stipendiatenhauses dankbar für das Stipendium und die Unterstützung in Salzwedel ist. Hier hat sie, wie sie selbst betont, die Möglichkeit sich intensiv auf ihre Arbeit zu konzentrieren, weg vom Trubel der Großstadt. Besonders inspirierend findet sie in Salzwedel die Verbindung von Natur, Kultur, Historie und Architektur. „Salzwedel ist für mich wie ein Mutterleib, mit seiner durch die Stadtmauer angedeuteten, runden und einschließenden Form. Doch obwohl dieser Raum geschlossen ist, gibt er mir Raum zu Entfaltung und Öffnung.“, beschreibt Lin Yang ihre Verbindung zur Stadt.

Mehr zu Lin Yang
1982 in Peking geboren, begann sie 1995 das Musikstudium mit dem Schwerpunkt Komposition in ihrer Heimatstadt. 2007 ist sie für ein Aufbaustudium für Komposition auf Empfehlung von Professor Jia Guoping vom CCOM (Central Conservatory of Music) nach Deutschland gekommen. Dort hat Sie von 2007 bis 2011 an der Musikhochschule in Freiberg und anschließend bis 2013 an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln studiert. Ihren Abschluss machte sie an der Hochschule in Köln bei Professor Johannes Schöllhorn mit dem Werk „HE“ für großes Orchester. Seit 2014 lebt sie mit ihrem schwedischen Mann und ihrer Tochter als freie Komponistin in Berlin.
2009 wurde Lin Yang mit einem Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung ausgezeichnet.

Mehr zu Lin Yang und ihren Kompositionen finden Sie hier: https://yanglinmusic.com/


Zum Stipendiatenhaus
Im historischen Stadtkern der Hansestadt Salzwedel unterhält der Altmarkkreis Salzwedel ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus als Künstler- und Stipendiatenhaus mit internationaler Ausrichtung. Die Einrichtung lebt von der Partnerschaft zwischen dem Land Sachsen-Anhalt und dem Altmarkkreis Salzwedel. Das Land Sachsen-Anhalt vergibt Stipendien für Künstlerinnen und Künstler, welche dann in Salzwedel für drei Monate wohnen und auf einer sicheren finanziellen Grundlage künstlerisch tätig sein können. In einer idyllischen und ruhigen Umgebung finden Kunstschaffende im Künstler- und Stipendiatenhaus ideale Arbeits- und Wohnbedingungen vor.

>> Hier die Pressemitteilung in PDF